Die Zukunft des evangelischen Kindergartens in Engelrod ist für die Gemeinde Lautertal ein wichtiges Thema. Insbesondere die Frage, ob die Einrichtung, um sie für die Betreuung weiterer Gruppen fit zu machen, erweitert oder an anderer Stelle neu gebaut werden soll, treibt die Gemeindevertreter derzeit um. Denn das ist natürlich auch eine Frage des Geldes. Auf der jüngsten Sitzung der Lautertaler Gemeindevertretung standen die Varianten einer künftigen zukunftsfähigen Ertüchtigung der von der evangelischen Kirche betriebenen Einrichtung daher im Mittelpunkt.
Noch stand keine Entscheidung an. Am Mittwochabend stellte Bürgermeister Lukas Becker den Gemeindevertretern aber die drei Hauptvarianten auf dem Weg zu einem neuen (oder erneuerten) Kindergarten vor - quasi als Informations- und Argumentebereitstellung für die anstehenden Beratungen im Haupt- und Finanzausschuss (HFA). Wichtig hierbei: Egal ob Neubau oder Erweiterung - die Kirche werde beide Varianten mittragen, versicherte Becker. Hinsichtlich der Anbauvariante des zweigeschossigen Gebäudes legte der Bürgermeister da, an welchen Stellen des Gebäudes welche Anbauten, etwa für Neben- und Gruppenräume, vorgesehen seien. Becker betonte dabei, dass man das Bestandsgebäude dabei bis auf die Grundmauern kernsanieren müsse. Ziel sei der Ausbau des Gebäudes für die Betreuung von bis zu 110 bis 120 Kindern in fünf bis sechs Gruppen und das entsprechende Personal. Becker gab zu bedenken, dass diese Variante auch aufgrund der Unterbringung der Kinder während der Bauarbeiten, etwa im Rahmen einer Container-Lösung, zusätzliche Mittel erfordern würde. Außerdem wolle die Kirche das Bestandsgebäude in ihrer jetzigen Raumstruktur erhalten. Laut der derzeitigen Planung kämen etwa 4,1 Millionen Euro auf die Kommune zu. Außerdem müsse man aufgrund geplanter Anbauten an der Rückseite, so gaben einige Gemeindevertreter zu bedenken, den derzeitigen Spielplatz verlegen.
Bezüglich eines Neubaus stellte Becker den Entwurf von Schülern der Technikschule Alsfeld vor, die diese im Rahmen eines sogenannten Meisterprojektes erstellt hatten. Gelegen auf einer Wiese hinter der Grundschule in Engelrod, umfasst der Entwurf drei Gebäude für je zwei Gruppen plus einem Funktionsgebäude und eines Spielplatzes. Die Zufahrt zum Areal würde über die Schulstraße erfolgen. Hinsichtlich der Baukosten rechnet die Verwaltung mit rund sechs Millionen Euro. Der Bürgermeister betonte bei dieser Variante insbesondere die Nutzung von Synergieeffekten mit der benachbarten Grundschule, etwa bei der Nutzung der Turnhalle oder durch eine gemeinsame Mensa. Das betreffende Grundstück gehöre dem Vogelsbergkreis. Tiefer gehende Gespräche hinsichtlich einer möglichen Nutzung seien aber noch zu führen, so Becker, der auch zu bedenken gab, dass ein Neubau wohl auch energieeffizienter zu realisieren wäre, als ein Anbau. Überdies würde man die Gefahrenzone an der zeitweise stark befahrenen Hörgenauer Straße verlassen. Als dritte Variante stellte Becker noch kurz die Möglichkeit vor, den Neubau nicht durch die Gemeinde, sondern durch einen Investor erreichten zu lassen. In diesem Falle wäre die Gemeinde von der Belastung durch Bauplanung- und Ausführung befreit. Ein nicht zu unterschätzender Faktor für eine kleine Gemeinde, wie Becker zu bedenken gab. Auch das Zinsrisiko liege beim Investor.
Nach einigen ersten Nachfragen von Gemeindevertretern einigte man sich schnell darauf, die Diskussionen in den Haupt- und Finanzausschuss zu verlegen.
Energie Lautertal beschlossen
Ohne Diskussion, bei vier Enthaltungen wurde auch der Beschluss gefasst, die Energie Lautertal GmbH zu gründen, nach dem die zustimmenden Stellungnahmen zur Markterkundung durch drei Institutionen und Verbände zur Kenntnis genommen wurden.
Grünes Licht gaben die Gemeindevertreter auch zu vom Gemeindevorstand gut und schlüssig begründeten rückwirkenden über- und außerplanmäßigen Aufwendungen und Auszahlungen für den Haushalt 2023.
In der Sitzung ausführlicher vorgestellt wurde ein überplanmäßiger Aufwand für den aktuellen Haushalt. Es ging um das sogenannte DSK-Verfahren zur Instandhaltung von gemeindlichen Straßen. Hierbei handelt es sich um, laut Becker, »eines der effizientesten Verfahren zur Sanierung von Straßen und Verkehrsflächen aller Art«, nämlich um die Ausbringung von dünnen Asphaltdeckschichten in Kaltbauweise. Da der Kreis angeboten habe, gemeinsam für Lautertal, Grebenhain und den Kreis selbst diese kostengünstigen Maßnahmen auszuschreiben, würde der Gemeindevorstand diesem Angebot gerne folgen, »um einen Test zu wagen«. Als Testobjekt schwebt dem Bürgermeister die Instandhaltungsmaßnahme Vorderstraße/Hinterstraße in Engelrod vor. Die zusätzliche Aufwendung belaufe sich auf rund 113 000 Euro, die wiederum gedeckt wären durch einen erhöhten Ertrag von rund 300 000 Euro aus der Gewerbesteuer. Einen Beschluss hierzu fällte das Gemeindeparlament noch nicht, sondern überwies die Angelegenheit in den Haupt- und Finanzausschuss.