Mit dem Lied „Der Tag war schön“, dem musikalisch „Amazing Grace“ als Vorlage diente, verabschiedeten sich nach über 42 Jahren die Sängerinnen des Evangelischen Frauenchors Meiches im Rahmen eines Gottesdienstes. Fehlendes Interesse, auch von jüngeren Frauen am Chorgesang, trugen letztendlich zu der Entscheidung bei, gesanglich in den Ruhestand zu gehen. Was lag da näher als dies im Rahmen eines Gottesdienstes zu tun, denn in den über vier Jahrzehnten, haben sich es die Damen zur Aufgabe gemacht, ihre Stimmen als Gotteslob erklingen zu lassen.
Begonnen hat alles 1981, als der 40. Geburtstag des damaligen Meicheser Pfarrers, anstand. Ursula Stier hatte die Dirigentinnenprüfung erfolgreich absolviert und man wollte daher in Meiches einen Frauenchor ins Leben rufen. Anfangs wurde dieser als „Gefangenenchor“ tituliert, doch recht schnell erwarben sich die Frauen musikalische Anerkennung auch über den Ort hinaus, denn die musikalischen Damen nahmen auch erfolgreich an Wertungssingen teil. Auch bei örtlichen Veranstaltungen, beispielsweise bei Faschingsveranstaltungen oder Jubiläen, waren die Sängerinnen immer gerne gesehene Gäste.
Gemeinsam verlasen während des Gottesdienstes die Kirchenvorstandsmitglieder Julia Philippi und Heidi Popp ein Schreiben des ehemaligen Pfarrers Christian Tröger. Worte des Dankes gab es auch vom Kirchenvorstand, wobei Heidi Popp sich bei der langjährigen Dirigentin Ursula Stier mit einem Blumenstrauß und einem Präsent bedankte. Als Vertreter des Kirchenvorstandes ließen es sich Julia Philippi, Heidi Popp und Claudia Hohmann nicht nehmen, jeder Sängerin eine Rose mit Vase sowie einen Schlüsselanhänger mit Notenschlüssel samt eingraviertem Vornamen zu überreichen. An zwei weiteren Liedern, „Meine Seele singe“ und „O dass ich tausend Zungen hätte“, konnten sich die Gottesdienstbesucher bei der Abschiedsvorstellung dann noch erfreuen. Chorvorsitzende Ursula Georg bedankte sich bei allen Sängerinnen aber auch den passiven Mitgliedern, die 42 Jahre treu ihre Mitgliedsbeiträge gezahlt, und somit den Chor unterstützt hatten. Sie richtete ihr Augenmerk auch darauf, dass viele von den jetzt noch aktiven Sängerinnen von Anfang an dabei gewesen seien.
Nach dem Gottesdienst ging es im Pfarrhof weiter, wo die Sängerinnen dann beim gemeinsamen Kaffeetrinken von der Dorfgemeinschaft verabschiedet wurden. Hier war auch Beate Diehl zu hören, die in Reinform noch einmal berichtete, was so alles in den letzten 42 Jahren passiert ist und berichtete, warum die Auflösung des Chores erfolgte: „Ganz schleichend kam der Verschleiß unserer Stimmen, wir konnten einfach nicht mehr die erforderlichen Höhen erklimmen. Der Chor sank mit jeder Liedstrophe tiefer, und der ganze Klang wurde immer schiefer! Viel Zeit, um uns darüber zu ärgern blieb nicht, denn bald kam Corona, Lockdown und Maskenpflicht“. Davon erholte sich der Chor nicht mehr. Es wurden zwar wieder neue Singversuche gestartet, doch liefen diese schlechter als erwartet, denn viele ältere Mitsängerinnen blieben jetzt zu Haus. Zum Ende stellte dann Frau Diehl fest: „Doch für den Abschied wollten wir noch mal viele Stimmen mobilisieren, um als Chor als letztes Mal zu jubilieren. Alles hat seine Zeit – so steht’s schon in der Bibel geschrieben, aber uns sind wundervolle Erinnerungen und lebenslange Freundschaften geblieben!“