Lob für schlagkräftige Wehr

90 Jahre Freiwillige Feuerwehr Eichelhain im DGH gefeiert.

Blicke zurück und zugleich nach vorne tat die Freiwillige Feuerwehr Eichelhain am Samstagabend. Denn in und um das Festzelt am örtlichen Dorfgemeinschaftshaus wurde zum einen das 90-jährige Bestehen der Wehr gefeiert. Zum anderen wartete nur wenige Schritte entfernt die nagelneue Fahrzeugbox zur Aufnahme des vor fast zwei Jahren ausgelieferten modernen wasserführenden Tragkraftspritzenfahrzeugs (TSF-W) schon auf ihre Einweihung. In knapp 2600 ehrenamtlichen Arbeitsstunden ist sie von den Eichelhainer Feuerwehrleuten selbst erstellt worden, wie Wehrführer Marcel Isaakson in seinen einleitenden Worten ausdrücklich erwähnte. Der im wahrsten Sinn des Wortes neueste Baustein in der langen Entwicklung der Wehr. »In 90 Jahren ist viel passiert«, betonte Isaakson im Anschluss an die Begrüßung der Gäste.

Blick in Geschichte der Wehr

Die 1. Vorsitzende Lisa Ruppel skizzierte die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Eichelhain: Am 11. April 1934 wurde diese durch 47 Männer aus Eichelhain gegründet. Zuvor gab es im Ort eine Pflichtfeuerwehr, die noch bis 1894 nur mit Feuerlöscheimern ausgerüstet war. Erst nach einer großen Trockenheit wurde eine Saug- und Druckspritze angeschafft. 1936 besuchte ein Kamerad der Wehr erstmals die Feuerwehrschule in Mainz-Kastel. Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Brandschutz durch Jugendliche und Frauen aufrechterhalten. Eine Motorspritze mit Transportwagen konnte 1959 in Dienst gestellt werden.

Das 40-jährige Bestehen wurde 1974 mit dem ersten Feuerwehrfest der damals neu gegründeten Gemeinde Lautertal verbunden. »Geburtstagsgeschenke« waren seinerzeit das erste TSF und das damals neu erbaute Feuerwehrgerätehaus. 1992 erhielt die Wehr eine neue Tragkraftspritze und ein Jahr später auch ein neues Einsatzfahrzeug. In den folgenden Jahren wurden in Eigenleistung das Gerätehaus renoviert und ein Kameradschaftsraum eingerichtet. Seit 1998 sind die Ämter des Wehrführers und des 1. Vorsitzenden getrennt. Das Tätigkeitsfeld der Wehr hat sich im Lauf der Jahre erweitert. Ging es früher nur um Brandeinsätze, so stehen heute auch technische Hilfeleistungen, Menschenrettung, Hochwassereinsätze und Katastrophenschutz im Fokus. »Ich danke allen Mitgliedern sowie den freiwilligen Helfern, die früher jetzt und auch in Zukunft, in welcher Funktion auch immer, ihren freiwilligen Dienst verrichten zum Wohle der Allgemeinheit«, so Ruppel. Zu danken sei ebenso der Gemeinde Lautertal, die es ermögliche, eine so schlagkräftige Feuerwehr zu unterhalten.

Die Grüße des Vogelsbergkreises überbrachte Kurt Wiegel, Mitglied des Kreisausschusses. »Wenn die alten Bauern von früher heute noch einmal auf die Welt kämen, die fänden sich gar nicht mehr zurecht. Bei den Feuerwehren ist das ähnlich«, kommentierte Wiegel den technischen Wandel. Er könne sich noch gut an die Feuerwehr in Rimlos erinnern, die damals mit Ledereimern und einer durch zwei Mann mit Muskelkraft betätigten Handspritze zum Brandeinsatz ausgerückt sei. Die Anwesenden könnten versichert sein, dass auch die neue Kreisspitze unter Landrat Dr. Jens Mischak und Stellvertreter Patrick Krug nach Kräften für die Freiwilligen Feuerwehren im Kreis arbeiten würden. Wiegel hob hervor, dass zehn Prozent der Bevölkerung von Eichelhain aktives Mitglied in der Feuerwehr seien. »Das ist ein Verhältnis von Feuerwehr zu Einwohnerzahl, das sich jede Großstadt wünschen kann«, so Wiegel.

Seine erste öffentliche Ansprache als Bürgermeister hielt Lukas Becker. »Diese Investition zeigt, dass wir als Gemeinde zu den Standorten unserer Feuerwehren stehen. Und als aktiver Feuerwehrmann sage ich das umso mehr«, hob Becker den Neubau der Fahrzeugbox hervor. Durch Eigenleistung aus den Reihen der Wehr hätten mehr als 100 000 Euro an Investitionsmitteln gespart werden können. »Das ist nicht selbstverständlich und zeigt auch, wie der Ort steht«, so Becker, der eine Spende für den Feuerwehrverein mit im Gepäck hatte. Sein Versprechen, den Feuerwehren der Gemeinde Lautertal im Ernstfall auch als aktiver Feuerwehrmann zur Verfügung zu stehen, wiederholte er: »Wenn ich gebraucht werde, dann ziehe ich mir auch das Atemschutzgerät an und rücke mit aus.«

Gemeindebrandinspektor Sebastian Wulff, der auch die Grüße seiner Amtskollegen aus den Nachbarkommunen überbrachte, blickte auf die stetige technische Weiterentwicklung der Feuerwehr in den letzten 90 Jahren. »Ich gebe alles dafür, dass wir bei der Technik auch künftig am Ball bleiben«, bekräftigte Wulff. Investitionen in die Feuerwehr lösten zwar immer Diskussionen darüber aus, ob das viele Geld dafür auch sinnvoll sei. Doch gelte etwa bei der neuen Fahrzeugbox, dass das Haus nicht für die Feuerwehr, sondern für den Schutz der gesamten Bevölkerung gedacht sei.

Markus Habermehl, stellvertretender Wehrführer aus Frischborn, wünschte den Eichelhainern »immer ein volles Auto« und überreichte einen Gutschein. »Wir haben in den letzten 90 Jahren gut zusammengearbeitet. So soll es weitergehen«, stellte Bodo Stein seitens des örtlichen Turnvereins fest.

Zum Abschluss des Festkommers floss dann kein Löschwasser, sondern beim Fassbieranstich mit Bierprinzessin Luisa Höhl der leckere Gerstensaft der Lauterbacher Brauerei.